Joyeux Noel!
Dieses Weihnachten habe ich in Frankreich verbracht. Es war eigentlich gar nicht so schwer wie befürchtet, die Feiertage nicht zu Hause zu verbringen.
Die Adventszeit gibt es so offiziell hier gar nicht. Wenn ich "Advent" gesagt habe, wurde ich immer angeguckt wie das erste Auto.
Im Gottesdienst haben wir einen Adventskranz als deutsche Tradition angezündet. Allerdings eine Kerze zu wenig ;)
Viele fahren gern ins Elssas, um auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein und Stollen zu kosten und die Schwippbögen zu bewundern. Plätzchen und Räuchermännchen - das ist schon typisch deutsch. Meine Gastfamilie hat die ganze Dekoration in meinem Zimmer bewundert.
Direkt vor meinem Fenster habe ich eine schöne Straßenbeleuchtung. Ansonsten sieht man das typisch amerikanische kitschige bling-bling.
Der Weihnachtsbaum kommt normalerweise am Anfang Dezember ins Haus und wird dafür direkt nach Weihnachten wieder rausgeschmissen. Nur wir sind da etwas verspätet. Viele haben auch gar keinen oder, weil´s so schön praktisch ist, eine Plastiktanne.
Bei uns im Haus steht dafür eine große, mit viel Liebe aufgebaute Krippe.
Meine Gastmutter hat uns sogar einen Adventskalender selbst gefüllt, das mögen auch die französischen Kinder.
Eine Süßigkeit, die es zur Weihnachtszeit überall gibt (in der Schule, im Sportverein, als kleines Geschenk, in den Supermarktregalen), sind Papilotten: kleine Pralinen aus Schokolade oder Fruchtgelée, eingewickelt in Glanzpaier.
In der Schulkantine gab es vor den Ferien ein Weihnachtsessen, das ist in vielen Schulen üblich. Es ist ein übelstes Gedränge, aber dafür schmeckt´s richtig gut.
So mit Zeremonien wie Weihnachtslieder singen oder gemütlich unterm Christbaum sitzen haben´s die Franzosen glaube ich nicht so, aber vielleicht kommt das auch auf die Familie an.
Am 25. durfte ich dann am großen Familien-Weihnachtsessen teilnehmen. Die vielen Gänge dauern mehrere Stunden. An Weihnachten ist man, vor allem als Vorspeise, gern teuer: Schnecken, Meeresfrüchte, Foie Gras (Gänseleber)...
Das typische Desert nennt sich Bûche. Die Form soll an einen Holzscheit erinnern. Meistens ist das eine Biscuitrolle, mit Creme gefüllt und dekoriert.
Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht haben zu können. Weihnachten finde ich zu Hausen trotzdem am schönsten. Und ich habe mich wahnsinnig über die viele Post gefreut.
Wie auch immer: Wir feiern die Geburt von Jesus. Der ist für uns alle gekommen, egal, wo wir gerade sind.
Diesen Text hat rose als Frankreich-Korrespondent geschrieben.
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